Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit
Banken sind rechtlich dazu angehalten, Kredite nur dann zu vergeben, wenn der Kreditnehmer bestimmte Kriterien erfüllt – es müssen sowohl die Kreditfähigkeit als auch die Kreditwürdigkeit gegeben sein. Die Kreditfähigkeit ist gegeben, wenn eine Person die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt. Kreditwürdig ist eine (juristische) Person, wenn die Ausfallswahrscheinlichkeit eines vergebenen Kredites sehr gering ist – also wenn die Bonität ausreichend ist und die Leistbarkeit des Kredits gegeben ist.
Wann ist eine Person kreditfähig?
Ein Kreditvertrag ist, wie der Name schon sagt, ein Vertrag zwischen einem Kreditgeber und einem Kreditnehmer. Daher unterliegt ein solcher Vertrag dem Vertragsrecht. Die allgemeinen rechtlichen Voraussetzungen ergeben sich aus den Bestimmungen des § 865 ABGB in Verbindung mit § 879 ABGB. Daher kann ein Kreditvertrag nur dann wirksam zustande kommen, wenn der Kreditnehmer die zivilrechtlichen Voraussetzungen erfüllt.
Bei natürlichen Personen sind die Volljährigkeit und die Geschäftsfähigkeit die wesentlichen Voraussetzungen.
Juristische Personen sind dann kreditfähig, wenn eine wirksame Vertretungsbefugnis – etwa durch einen Geschäftsführer – besteht und der Geschäftszweck mit dem Unternehmensgegenstand übereinstimmt.
Kreditfähig ist man also dann, wenn man ein Kreditverhältnis aus rechtlicher Sicht eingehen darf.
Ist die Kreditfähigkeit gegeben, so prüft die Bank in weiterer Folge die Kreditwürdigkeit einer Person.
Kreditwürdigkeit – Die Bemessung der Ausfallswahrscheinlichkeit
Ob ein Kreditantrag von einer Bank bewilligt wird, hängt – neben der Kreditfähigkeit – von der Kreditwürdigkeit des Antragstellers ab. Dabei prüft das finanzierende Institut eine Reihe von Faktoren – entweder in einem automatisierten Prozess oder durch einen Bankbetreuer.
Oft wird die Kreditwürdigkeit auch als Bonität bezeichnet, bzw. gehen diese Begriffe ineinander über.
Nach unserer Auffassung umfasst die Bonität vor allem die bisherigen Zahlungserfahrungen, die andere mit der betreffenden Person gemacht haben, ihr Einkommen sowie bestehende aushaftende Schulden. Zur Feststellung der Zahlungserfahrungen wird in den meisten Fällen ein KSV-Auszug beim Kreditschutzverband von 1870 eingeholt.
Die Überprüfung der Kreditwürdigkeit umfasst zudem weitere spezifische Schritte. Beispielsweise werden der Kreditzweck, die Kredithistorie sowie die Kontoführung genau analysiert.
Es gibt einige Ausschlussfaktoren, die eine Kreditgewährung verhindern – etwa wenn auf dem Konto Spekulationsgeschäfte, Sportwetten oder Glücksspieltransaktionen ersichtlich sind.
Besonderes Augenmerk wird auf die Kontogebarung gelegt. Werden etwa Daueraufträge mangels Deckung nicht durchgeführt (sogenannte Rückläufer), stellt dies einen negativen Faktor dar. Dieser fällt jedoch bei Online-Sofortkrediten von Direktbanken, die primär das Einkommen und den Kreditscore prüfen, weniger ins Gewicht als bei klassischen Bankkrediten.
Die Bedeutung der Haushaltsrechnung
Jede Bank sieht sich Ihre Haushaltsrechnung an, bevor eine Entscheidung über die Bewilligung oder Ablehnung erfolgt.
Mit der Haushaltsrechnung wird das frei verfügbare Einkommen ermittelt – und damit, ob sich jemand einen Kredit auch leisten kann.
In der Haushaltsrechnung werden alle Ihre Einnahmen und Ausgaben zusammengefasst und das frei verfügbare Einkommen für die Tilgung der Kreditrate errechnet. Geht sich die Rechnung aus, also bleibt ausreichend frei verfügbares Einkommen übrig, um die Rate zu bezahlen, so ist die Haushaltsrechnung positiv.
Im „grünen Bereich“ zu sein ist damit die Voraussetzung für die Kreditgewährung.
Bei den Einnahmen werden das Gehalt und andere Formen des Einkommens hinzugerechnet. Von Bank zu Bank bestehen dennoch einige Unterschiede. Familiengeld wird zum Beispiel manchmal miteinberechnet – manchmal nicht.
Auf der Ausgabenseite legen Banken besonderes Augenmerk auf wiederkehrende Ausgaben, die auf Verbindlichkeiten wie zum Beispiel andere Kredite hinweisen. Zudem werden Alimente oder Unterhaltszahlungen besonders berücksichtigt. Hat ein Antragsteller Kinder, für die er oder sie unterhaltspflichtig ist, so wird der pfändbare Betrag des Einkommens berechnet.
Dies kann jeder über sogenannte Pfändungsrechner im Internet selbst berechnen.
Im Übrigen helfen wir Ihnen gerne bei der Erstellung einer Haushaltsrechnung, um zu prüfen, wie gut die Chancen auf eine Kreditbewilligung stehen.
Weitere wichtige Punkte in der Haushaltsrechnung sind Kosten wie Miete, Versicherungen oder die Kosten für das Auto.
Die Erstellung einer Haushaltsrechnung ist nicht besonders schwierig oder zeitaufwendig. Der Nutzen ist jedenfalls die Mühe wert, denn das Kreditinstitut, bei dem um eine Finanzierung angefragt wurde, erhält so einen raschen Überblick über die Rückzahlungsfähigkeit des Kunden.
Bonität und Zinssatz
Die Prüfung der Kreditwürdigkeit dient dazu, die Ausfallswahrscheinlichkeit für das kreditgewährende Institut zu bestimmen. Dabei ist die Bank an gesetzliche Regeln sowie an die Vorschriften der Aufsichtsbehörden gebunden. Die Einstufung beim Kreditschutzverband dient dazu, diese Ausfallswahrscheinlichkeit einzuschätzen.
Hinterlegte Sicherheiten sowie Pfandrechte im Grundbuch reduzieren das Risiko.
Die gute Einstufung beeinflusst daher nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer Kreditzusage, sondern auch die Konditionen des Kredits. Kreditnehmer mit guter oder hervorragender Bonität erhalten meist die günstigsten Zinssätze.
Bei reinen Konsumkrediten ohne hinterlegte Sicherheiten sind vom Antragsteller daher höhere Zinsen zu zahlen. Aus diesem Grund ist die Zinslast bei Finanzierungen, die mit Immobilien besichert sind, generell deutlich günstiger. Zudem kommen bei Immobilienfinanzierungen längere Laufzeiten in Frage (bis zu 35 Jahre), während bei Konsumkrediten eine Laufzeit von maximal 10 Jahren üblich ist.
Kreditwürdigkeit verbessern – ein kleiner Leitfaden
Die eigene Bonität und Kreditwürdigkeit sind eine Art finanzieller Gesundheitspass, wenn es darum geht, eine Finanzierung zu erhalten.
Der Kreditscore entscheidet unter anderem nicht nur, ob man einen Kredit bekommt, sondern auch zu welchen Konditionen man die Finanzierung erhält. Daher empfehlen wir einerseits, Ihre Bonität einmal im Jahr über die Selbstauskunft im Auge zu behalten, sowie andererseits, bestimmte aktive Schritte zu setzen, um den Kreditscore zu verbessern.
Hier einige Tipps dazu:
Kann ich selbst dazu beitragen, dass mein Kreditscore gut ist oder sich verbessert?
Zu dieser Frage haben wir einige Tipps zusammengefasst:
- Über die Selbstauskunft kann man erfahren, wie es um die eigene Bonität steht. Dies ist einmal im Jahr sogar kostenlos möglich.
- Stellen Sie möglichst wenige Kreditanfragen übers Internet. Denn jede Anfrage wird beim Kreditschutzverband von 1870 vermerkt. Zu viele Anfragen innerhalb kurzer Zeit reduzieren zumindest kurzfristig (3–6 Monate) Ihre Bonität.
- Vermeiden Sie Inkassomahnungen oder Mahnungen (Finanz)Dienstleistern – denn dies kann zu einer Einmeldung Ihrer Zahlungserfahrungen bei Kreditauskunfteien führen, wodurch Ihre Bonität sinkt.
- Weitere Infos finden Sie im Übrigen auch auf der Homepage der Arbeiterkammer.